\"Tag der Regionen\" in Friedewald

12.10.2015

35 Führungskräfte aus der öffentlichen Verwaltung waren auf Einladung der Gemeinde Friedewald zu Gast in Göbels Schlosshotel „Prinz von Hessen“. Unter den Gästen auch zahlreiche Bürgermeister aus ganz Hessen. Grund für den Besuch war eine Fachtagung zum Thema „Existenzgründung im ländlichen Raum“, die im Rahmen der bundesweiten Aktion „Tag der Regionen“ stattfand.

Bürgermeister Dirk Noll begrüßte die Gäste im altehrwürdigen Rittersaal und stellte die zentrale Frage der Veranstaltung in den Raum, wie es gelingen kann, dem Abwanderungstrend aus dem ländlichen Raum wirksam zu begegnen und Existenzgründungen zu ermöglichen.

Landrat Dr. Michael Koch nahm die Fragestellung in seinem Grußwort auf und sah unter anderem den Ausbau des Breitbandnetzes als dringend erforderlich an. Das damit verbundene schnelle Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten sei eine wichtige Voraussetzung, um zukünftig Ansiedlungen im Landkreis zu ermöglichen.

Als Eröffnungsreferent war der Leitende Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Karl Christian Schelzke, eingeladen, der wegen eines Termins anlässlich der hessischen Flüchtlingssituation jedoch kurzfristig absagen musste. In einer schriftlichen Stellungnahme beschrieb er den Zustrom von Flüchtlingen als eine mögliche Chance, gerade auch für den ländlichen Raum. Zugleich erfordere eine erfolgreiche Integration auch eine angemessene finanzielle Unterstützung der Kommunen durch das Land Hessen.

Zentraler Redner an diesem Vormittag war Prof. Dr. Wolfgang George, Leiter des TransMIT-Projektbereiches für Versorgungsforschung aus Gießen. Er erläuterte die Ausgangslage und die Möglichkeiten regionaler Existenzgründungen. Nach Aussage der Industrie- und Handelskammer stecke Deutschland 2015 weiterhin in einer Gründungsmisere, die schnellstens beseitigt werden müsste. Akzentuiert wird der problematische Befund durch Studien des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM), nach denen weniger als drei Prozent aller Gründungen im ländlichen Raum entstehen. Dies ist nach Ansicht von George vor allem das Ergebnis fehlender Strategie, nicht hinreichender Planung und Bedarfsorientierung. Die Gemeinden des ländlichen Raums sollten prüfen, wie für ihren Bereich benötigte Existenzgründungen auf den Weg zu bringen sind. Die Errichtung eines Gründerzentrums vor Ort kann hier eine sinnvolle Entscheidung darstellen.

Wie dies in der Praxis aussehen kann, darüber referierte der Bürgermeister des Marktfleckens Mengerskirchen, Thomas Scholz. Die Gemeinde wird seit rd. zwei Jahren vom TransMit-Projektbereich für Versorgungsforschung beraten. In der dortigen Projektwerkstatt „Zukunftsforum Mengerskirchen“ wurden 5 verschiedene Teilprojekte unter Einbindung der Bevölkerung auf den Weg gebracht. Insbesondere durch ein neu zu schaffendes „Gründerzentrum Mengerskirchen“ sollen innovative Neugründungen entstehen. Die Arbeitsplatzerhaltung soll auch dadurch gesichert werden, dass die Unternehmen in das Vorgehen einbezogen sind. Weitere Teilprojekte dienen dazu, beeinträchtigten Personen Inklusionsangebote machen zu können sowie die Pflege- und Gesundheitsversorgung regional zu organisieren. Ziel ist es, neue Arbeitswelten entstehen zu lassen und die Gemeinde als attraktiven Ort für junge Familien zu gestalten.

Auf einem ähnlichen Weg befindet sich derzeit die Gemeinde Friedewald, die als zweite Kommune in Hessen ebenfalls von der TransMIT-Gesellschaft begleitet wird.

Nach der Beantwortung zahlreicher Fragen der Anwesenden durch die Referenten, berichtete Herr Rolf Herter vom Virtuellen Gründerzentrum Schwalm in Schwalmstadt über seine seit mehr als 10 Jahren andauernde, erfolgreiche Arbeit als Berater für Existenzgründer.

Abschließend verabschiedete Bürgermeister Dirk Noll die mit vielen Ideen und Anregungen versehenen Teilnehmer.