Heute hier, morgen dort... Wandergesellen besuchten das Rathaus

05.05.2014
Zwei \"rechtschaffende Fremde\" auf der Walz, so nennen sich Wandergesellen auch heute noch, traditionell in ihrer Kluft, mit Hut, Stock und weißem Hemd - besuchten am vergangenen Montag das Friedewalder Rathaus. Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Noll trugen die beiden den traditionellen Wanderspruch vor und bekamen das ehrbare Siegel unserer Gemeinde in ihr Wanderbuch gestempelt. Traditionsgemäß erhielten sie abschießend einen kleinen Reiseobolus aus der Gemeindekasse.
Über die WalzAuf die Wanderschaft darf heute nur gehen, wer die Gesellenprüfung bestanden hat, ledig, kinderlos und schuldenfrei ist. Die Wanderschaft soll nicht als „Flucht“ vor Verantwortung missbraucht werden. Oftmals ist ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge erforderlich.
Die Tippelei war und ist teilweise an schwierige Bedingungen geknüpft. So darf der Fremdgeschriebene in seiner Reisezeit einen Bannkreis von meist 50 km um seinen Heimatort nicht betreten, auch nicht im Winter oder zu Feiertagen. Er darf kein eigenes Fahrzeug besitzen und bewegt sich nur zu Fuß oder per Anhalter fort.
Öffentliche Verkehrsmittel sind nicht verboten, aber verpönt. Weiterhin muss er in der Öffentlichkeit immer seine Kluft tragen.
All sein Hab und Gut verstaut der wandernde Geselle in einem Charlottenburger („Charlie“). Auffällig ist sein Stenz (Wanderstab) und vor allem die Bekleidung: ein schwarzer Hut mit breiter Krempe, Zylinder, Dreispitz o. ä. und eine Kluft mit weiten Schlaghosen, Weste und Jackett, die farblich der Tradition seines Berufsstandes entspricht.
Da ein Fremder oftmals auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen ist (zum Beispiel bei der Suche nach Arbeit oder einem Schlafplatz), hat er sich immer ehrbar und zünftig zu verhalten, so dass der Nächste ebenfalls gern gesehen ist. Eine gepflegte Erscheinung erleichtert die Kontaktaufnahme und das Trampen. Die Wanderschaft darf nur aufgrund wirklich zwingender Gründe und dann im Einvernehmen mit dem zuständigen Schacht abgebrochen werden, etwa bei einer schweren Krankheit.
Bild: Bürgermeister Dirk Noll mit den Wandergesellen vor unserem Rathaus