Dorferneuerung Motzfeld, Ramona Reinmüller fragt nach
24.10.2008
Bild: Mit recht stolz können sie sein: Paul Schaub und Bernd Schneider mit Plänen zu Dorferneuerung
Seit dem Frühsommer 2003 ist der Ortsteil Motzfeld im Dorferneuerungsprogramm aufgenommen.
Dies ermöglichte dem Dörfchen mit rund 300 Einwohnern durch den Empfang von öffentlichen Fördergeldern unter anderem den Umbau des „Saal Bock“, die augen-blicklichen Sanierungs- und Anbauarbeiten des Dorfgemeinschaftshauses sowie die Anlegung und Verschönerung von öffentlichen Plätzen. Hier z. B. das Kriegerdenkmal und der „Birkenborn“ im „Unterdorf“(so genannt von den Einheimischen).
In diesem Zusammenhang wird immer wieder von der enorm großen Eigenleistung und der intakten Gemeinschaft in Motzfeld gesprochen. Wie kommt das ?
Im Interview stellt sich Paul Schaub und Bernd Schneider, meinen Fragen.
Zum Thema: „Ackern für den Ort?“
Wie kommt es in Motzfeld zu so großer Eigenleistung?
Herr Schaub und Herr Schneider erklären mir beide: Es ist ein langer, oft auch steiniger, Weg bis ein Dorf in das Programm für Dorferneuerungsprogramm aufgenommen wird.
Bereits der frühere Bürgermeister Schäfer hat mit dem damaligen Ortsbeirat Motzfeld die Aufnahme beantragt. Jedoch richtig aufgegriffen und die Zusage kam erst in 2003 unter Mitwirkung von Herrn Bürgermeister Gröll.
Der Ortsbeirat und die Gemeinde informierten dann alle Bürger von Motzfeld in einer Bürgerversammlung. Hier wollen wir ausdrücklich erwähnen, dass in Motzfeld immer alle Bürger zu den Arbeitskreissitzungen der Dorferneuerung eingeladen wurden. Auch zu bestimmten Punkten wurden alle Haushalte befragt. Jeder Bürger konnte sich somit bei der Dorferneuerung einbringen und das ist ausdrücklich unser Wille bzw. der Wille unseres Arbeitskreises.
Wie viele Bürger kamen zu Ihren Sitzungen?
Ca. 35 Mitbürger.
Vermutlich lässt sich die Eigenleistung damit erklären, dass jeder mitarbeiten darf und soll. Egal ob jung oder alt. Hier wird jeder gebraucht, denn jeder kann etwas anderes und das schweißt zusammen.
Wir haben einen Dorferneuerungsbeirat gegründet. Insgesamt sind wir 14 interessierte Bürger und Bürgerinnen aus Motzfeld. Anfangs wurde sich monatlich getroffen und später 4 bis 5 mal pro Jahr.
Wir mussten uns in die Richtlinien zur Förderung einlesen. Es wurden die Projektaufträge aus der Bürgerbefragung ausgewertet und nach Prioritäten eingestuft. Einiges war leider aufgrund von Vorschriften nicht umsetzbar.
Und dann ging die eigentliche Arbeit los!
Stichwort Arbeit. Herr Schneider was hat Sie zur Mithilfe bewegt?
Eigeninteresse! Ich wohne und lebe gerne in Motzfeld, da ist es für mich nur natürlich, dass ich auch dazu beitragen möchte, dass unser Ort attraktiv und lebenswert ist und auch weiterhin wird. Nicht nur für uns Einheimische, sondern ich denke auch für Auswärtige, die jetzt zum Beispiel unseren Bürgersaal „Bock“ in Anspruch nehmen können. Oder auch einfach nur Leute die durch Motzfeld fahren und sehen, dass unser kleines Dorf schöne Plätze zum Rasten bietet.
Es ist für mich keine Frage, da ich gerne für den Ort und die Gemeinschaft etwas tue. Mir macht es Spaß gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas zu erreichen.
Herr Schaub und wie ist es bei Ihnen?
Ich bin erst im Jahr 2003 nach Motzfeld gezogen. Vorher habe ich 26 Jahre in Dortmund gewohnt. Dort musste ich mit ansehen, wie unbewohnte und verfallene Gebäude nicht mehr saniert wurden. Sie waren dann sehr unansehnlich und oft ein Schandfleck für die Kommune.
Wo sich die Gemeinden engagierten, wurden bevorzugte Wohngegenden. Z. B. in Brandenburg stehen 50 % der Häuser leer. Ohne Arbeit und ohne Interesse am eigenen Ort wandern immer mehr Menschen ab. Das Problem ist es, einen Ort attraktiv zu erhalten.
Als ich 2003 nach Motzfeld zog, hatte ich sofort die Möglichkeit dies umzusetzen und meine Erfahrungen weiterzugeben. Die Gesamtentwicklung gibt uns Recht. Durch Herrn Gröll kommen Firmen und Industrie nach Friedewald. Dann wird sich hoffentlich auch ein Wohnraumbedarf einstellen und all dies zusammen, wirkt sich auf die demografische Entwicklung aus.
Meine Hoffnung ist auch, dass die alten Gebäude saniert und weiter bewohnt werden. Der Landkreis und auch Herr Gröll haben erkannt, dass ein gelockerter Denkmalschutz dabei hilfreich ist.
Wie kann man die Arbeit im Arbeitskreis mit eigener Arbeit und Familie schaffen?
Herr Schneider:
Meine Familie hat auch Interesse an der Arbeit der Dorferneuerung und auch meine Frau hat mitgeholfen. Es ist ja auch nicht jeden Tag. Wir treffen uns für bestimmte Arbeiten und wenn dann genug Mitwirkende helfen, geht es schnell voran. Dies gibt ein Zusammengehörigkeitsgefühl und nach getaner Arbeit hat man gemeinsam Freude an dem Ergebnis.
Mit einer entsprechenden Würdigung und Anerkennung ist das dann eine gelungene Sache. Ich hoffe, dass durch eine pflegliche Behandlung und ordentliche Nutzung, die verwirklichten Dinge lange eine Augenweite sein werden und nicht gleich neue Kosten durch Beschädigung verursachen.
Herr Schaub:
Mir macht es einfach Spaß mit einem 12-jährigen Schüler oder auch mit einem 81-jährigen Rentner zusammen zu arbeiten. Jeder kann etwas und jeder wird gebraucht. So kommt in Motzfeld die gute Gemeinschaft zustande.
Ich will hier meinen Lebensabend verbringen und es lohnt sich dafür etwas zu tun. So lange ich kann, werde ich mich für ein schönes Motzfeld und für eine gute Dorfgemeinschaft einsetzen.
Zeit finden kann jeder, wenn man nur will. Von 300 Einwohnern haben bestimmt 40 bis 50 mitgearbeitet. Das sind über 10 %, ich finde dies eine enorme Leistung.
Herr Schneider und Herr Schaub erklären mir beide:
Eine so hohe Eigenleistung war am Anfang gar nicht geplant. Aber auf einmal hat sich gezeigt, dass wenn einer hilft, haben auch Andere Ideen und bieten ihre Hilfe gerne an. Durch diese hohe Eigenleistung haben wir enorme Kosten gespart und auch durch die viele Mithilfe konnten zum Beispiel alte Pflastersteine abgetragen und wo anders wieder verarbeitet werden. Dies hat doppelt Geld gespart.
Natürlich haben wir uns durch die Eigenleistung z. B. beim Dorfgemeinschaftshaus viele Tage in „Dreck und Staub“ verbracht. Aber es hat sich gelohnt.
Herr Schaub sie sind bei diesen Arbeiten verunglückt? Wie geht es Ihnen heute?
Ich, da spreche ich nicht mehr von. Ich bin bei der Entrümpelungsaktion des DGH abgestürzt. Aber auch hier hatte ich durch die Gemeinschaftsarbeit Glück im Unglück. Denn ich habe oben gestanden und den Bauschutt runter geworfen. Dieser wurde sofort von den Mithelfenden nach draußen transportiert, so dass ich nicht auf den Schutt, sondern mit meinem Hinterteil direkt auf den Boden gefallen bin. Ich bin durch Stefan Kothe, der Rettungssanitäter ist, gut erstversorgt worden. Mit geht es wieder gut. Natürlich mache ich weiter. Solche Unfälle können mir zu Hause auch passieren.
Herr Schneider ergänzt:
An diesem Beispiel wurde aber auch bewusst, dass sich durch die Gemeinde gekümmert wird. Denn jeder der ehrenamtlich tätig ist, genießt Versicherungsschutz.
Beide erzählen mir die lustige Geschichte, dass Herr Gröll so besorgt war, dass er noch vor Herrn Schaub im Klinikum Bad Hersfeld eintraf !!!
Vielen Dank an Herrn Paul Schaub und Herrn Bernd Schneider für die Antworten.
Auch ein ausdrücklicher Dank gilt hier an alle Mitwirkenden von Motzfeld. Namentlich Herr Stefan Kothe, der seine Maschinen unentgeltlich zur Verfügung stellte.